Am Beginn der Neunziger Jahre des neunzehnten Jahrhunderts spielten Jugendliche des Ortes unter der Leitung des Pfarrers Franz Riedling Krippenspiele zu Weihnachten. Die Besucher waren über diese Darstellungen dermaßen angetan, dass sich der Pfarrer und Oberlehrer Rudolf Wedra entschlossen, eigene Passionsspiele im großen Stile aufzuführen, um mit dem eingespielten Geld eine neue Kirche zu erbauen.
Nach anfänglichen Widerständen der Gemeinde und der Amtskirche wurde 1897 mit dem Bau einer 800 Personen fassenden Holzhalle bei der Volksschule und mit den Proben der rund 30 jungen Eibesthalerinnen und Eibesthaler begonnen. Da man auch Gäste aus der Reichs- und Residenzstadt Wien erwartete, wurde auf die Ausstattung großer Wert gelegt: Die Kostüme wurden von der Kostümfabrik Kahn in Düsseldorf geliefert und die Dekorationen gestaltete der k.k. Hofburg-Theatermaler Hermann Burghart.
Ab dem 29. Mai 1898 wurden bis Ende September 12 Aufführungen dargebracht, doch kamen nur rund 5000 Besucher. Für 1899 entschloss man sich, die Spiele wesentlich professioneller – vor allem in Wien – zu bewerben. Nun spielten bereits 120 Eibesthaler mit, die der Wiener Hofschauspieler Jakob Schreiner während einiger Proben unterstützte. Die Arbeit hatte sich gelohnt, der neue Pfarrer, Herr Josef Sperling, konnte über 10000 Besucher begrüßen. Unter den Gästen befanden sich Mitglieder des Kaiserhauses, der Wiener Domherr Dr. Schöpfleithner und am 27. August kamen zwei Sonderzüge mit 1400 Wienern, darunter Bürgermeister Lueger und ein Teil des Wiener Gemeinderates.
Für die Saison 1900 schrieb der bekannte Wiener Autor Dr. Richard von Kralik geistliche Stücke aus der Kinderzeit Jesu eigens für Eibesthal. Mit großem Eifer studierten 200 Eibesthaler die drei Stücke ein. Der Erfolg des Vorjahres konnte aber mit den ungewohnten Werken nicht erreicht werden. 1901 spielte man wieder die Passion, die der damalige Pfarrer Riedling 1897 für Eibesthal schrieb, doch konnte ein weiterer Besucherrückgang nicht aufgehalten werden. Man entschied sich, 1902 und 1903 zu pausieren.
1904 ging man wieder frischen Mutes ans Werk, die Besucherzahlen blieben aber unter der den Erwartungen. Auch im Spieljahr 1905 war das Interesse eher enttäuschend, man legte daher 1906 wieder eine Pause ein.
Vor der Saison 1907 stand man vor der Entscheidung, die Spiele ganz zu beenden oder nochmals mit vollem Elan einen Wiederbeginn zu wagen. Gegen den Widerstand der Gemeinde entschloss sich ein Komitee mit Spielern unter der Führung von Pfarrer Sperling und Oberlehrer Ziak, das Werk weiterzuführen. Vor allem die Reklame in Wien wurde wieder verstärkt, nun gab es auch Kartenvorverkauf in Wiener Theaterbüros. Die Bemühungen machten sich bezahlt! 1907 wurde das am besten besuchte Jahr seit 1898, es kamen wieder viele Vereine und sogar Gäste aus England und den USA.
Angespornt von diesem Erfolg spielte man 1908 anlässlich des 60-jährigen Regierungsjubiläums Kaiser Franz Josefs und des 10-jährigen Bestehens der Passionsspiele. Unter den wieder sehr zahlreichen Gästen war auch Weihbischof Dr. Marschall. Trotz der positiven Entwicklungen musste 1909 und 1910 wegen finanzieller Schwierigkeiten pausiert werden.
Für 1911 konnten die Spiele wieder gesichert werden. Kartenverkauf gab es nun auch im Verkehrsbüro am Wiener Stephansplatz, wo allabendlich Lichtbilder der Spiele gezeigt wurden. Die Staatsbahnen stellten wieder einen Sonderzugsverkehr zur Verfügung. Zur Generalprobe kamen Redakteure aller Tagesblätter Wiens. Der Höhepunkt dieses Jahres war sicher der Besuch seiner Exzellenz Kardinal Dr. Nagl, der von den Eibesthalern euphorisch empfangen wurde.
Als 1914 der Weltkrieg ausbrach, mussten viele der ehemaligen Spieler einrücken. In den folgenden Jahren verfiel die Halle immer mehr, die Kulissen und Requisiten wurden desolat. 1917 wurde die Ausstattung verlizitiert (versteigert) und mit dem Erlös ein neuer Hochaltar für die Pfarrkirche gebaut. So endete vorerst ein großes Kapitel der Eibesthaler Geschichte ...
Recherche und Text: DI Leopold Draxler, Franz Schöfbeck